Babyblues, die Heultage oder auch der Wochenbett-Blues
Die Geburt eines Kindes ist für jede Frau ein ganz besonderes Ereignis und bringt tiefgreifende Veränderungen mit sich. Meist ist die Geburt mit viel Freude und einem Hochgefühl verbunden. Doch das ist nicht die einzige Seite der Medaille. Die Veränderungen durch die Geburt eines Kindes und die damit verbundenen Hormone können die Gefühlswelt einer Frau gehörig durcheinanderbringen. Auch die Strapazen der Schwangerschaft und Geburt gehen nicht an jeder Frau spurlos vorüber.
Nicht wenige Frauen erleben im Wochenbett – so bezeichnet man die ersten acht Wochen nach der Geburt – einen Babyblues, den Wochenbett-Blues oder spüren die “Heultage”. Untersuchungen gehen davon aus, dass bis zu 75% frischgebackener Mütter davon betroffen sind.
Was ist der Babyblues?
Unter Babyblues versteht man einen Stimmungsabfall, der kurz nach der Geburt stattfindet. Oft fühlen sich Frauen am dritten Tag nach der Geburt (um den Milcheinschuss herum) niedergeschlagen und gereizt und haben das Gefühl bei jeder Kleinigkeit weinen zu müssen. Es kann sich anfühlen, wie eine Achterbahn der Gefühle. Einerseits glücklich darüber, die Geburt geschafft zu haben und das Baby im Arm zu halten, andererseits gleichzeitig tieftraurig, ohne dass man eigentlich einen Anlass dazu hat. Manche Frauen verstehen dann die Welt nicht mehr.
Die Gefühle des Babyblues sind nicht ungewöhnlich. Schließlich sind die ersten Stunden und Tage nach der Geburt ein Ausnahmeereignis für Körper und Seele. Da treffen vielleicht Liebe zum eigenen Baby, aber auch Gefühle der Überforderung, Probleme beim Stillen, sowie Schmerzen und Erschöpfung aufgrund der Geburt zusammen. Insgesamt erfordert die Geburt nicht nur vom Körper eine Anpassungsleistung, sondern auch von der Seele und Psyche einer frischgebackenen Mama.
Und auch Hormone spielen eine große Rolle. Schließlich stellt sich der Körper der Frau direkt nach der Geburt um. Die Konzentration der Östrogene und des Progesterons sinkt ab. Das Hormon Prolaktin, das maßgeblich an der Milchbildung beteiligt ist – steigt dagegen schnell an. Allein diese Hormonumstellung kann Frauen, unabhängig von all den anderen Faktoren rund um die Geburt, überfordern.
Frischgebackene Mütter tun gut daran, diese Gefühle zuzulassen und mit nahestehenden Menschen oder einer Hebamme darüber zu sprechen. Für Hebammen ist es völlig normal, wenn ihnen Frauen berichten, dass sie im Wochenbett weinen..
Wie schnell verschwindet der Babyblues?
Mit Ruhe, Fürsorge und Wochenbett-Halten verschwindet der Babyblues normalerweise von selbst und ist in der Regel nach einigen Tagen vorbei. Spätestens nach einer Woche sollte der Babyblues Geschichte sein und eine spürbare Stabilisierung der Stimmungslage bemerkbar sein. Dauern die Stimmungsschwankungen über 14 Tage an und/oder verschlechtern sich diese, könnte das ein erstes Zeichen dafür sein, dass sich möglicherweise eine Postpartale Depression entwickelt.
Was tun bei Babyblues?
Oftmals ist es für betroffene Mütter schon hilfreich zu wissen, dass der Babyblues in einem bestimmten Ausmaß für die meisten Wöchnerinnen dazugehört und man damit nicht alleine ist.
Hebammen, als Expertinnen für das Wochenbett, geben gerne diese Ideen mit an die Hand:
- mit der Partnerin oder dem Partner darüber reden und auch die betreuende Hebamme mit einbeziehen
- sich überhaupt Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme organisieren
- das Wochenbett “einhalten” im Sinne davon Ruhe zu geben
- für Entlastung sorgen durch den Partner oder die Partnerin, Familie und Freunde und Freundinnen
Die Wochenbettdepression
Frauen, bei denen die negativen Gefühle nicht verschwinden und die auch Wochen nach der Geburt noch unter einem Stimmungstief leiden, sind möglicherweise an einer Wochenbettdepression erkrankt. Diese spezielle Art der Depression wird auch als postpartale Depression bezeichnet und betrifft gut zehn bis 15 Prozent aller Frauen nach der Geburt.
Zu den klassischen Symptomen der Wochenbettdepression gehören unter anderem
- ein dauerhaftes Gefühl von Traurigkeit und Niedergeschlagenheit,
- Antriebslosigkeit,
- ständiges Grübeln und extreme Müdigkeit.
- Lustlosigkeit
- Schuldgefühle und Selbstvorwürfe
- Schlafstörungen
- Veränderungen im Appetit
Eine erste Möglichkeit, selbst einzuschätzen, ob man an einer Wochenbettdepression leidet, ist der EDPS-Fragebogen.
Betroffene Frauen können sich an ihre Hebamme, eine Psychotherapeutin, den Frauenarzt oder den Hausarzt wenden, um die nötige Unterstützung zu bekommen.
Fazit
Der Babyblues (und die damit verbundenen Stimmungsschwankungen) ist in einem bestimmten Ausmaß nach der Geburt fast zu erwarten, da bis zu drei Viertel der Wöchnerinnen betroffen sind. Es wäre sicher hilfreich, wenn Schwangere rechtzeitig darüber in beispielsweise Geburtsvorbereitungskursen und durch die medizinischen Fachpersonen in der Schwangeren- und Wöchnerinnenbetreuung aufgeklärt werden. Der EPDS-Fragebogen ist leicht selbst durchführbar und sollte Schwangeren und Wöchnerinnen zur Verfügung gestellt werden.
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