Ängste und Panikattacken
Angst ist eine vollkommen natürliche Reaktion auf eine gefährliche oder gar lebensbedrohliche Situation. Dabei werden im Körper eine Reihe von Mechanismen aktiviert, die uns zu einer raschen Handlung bewegen und ungeahnte Kräfte für eine Flucht freisetzen.
Eine solche Angstreaktion kann uns bei drohender Gefahr das Leben retten, manche Menschen erleben jedoch auch in alltäglichen Situationen ein übermäßiges Angstgefühl, das zu einer großen Belastung werden kann.
Angsterkrankungen wie die generalisierte Angststörung, Panikattacken und Phobien gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Sie treten oft gemeinsam mit Depressionen, Suchterkrankungen oder im Zusammenhang mit einer posttraumatischen Belastungsstörung auf.
Ab wann ist Angst krankhaft?
Werden objektiv betrachtet harmlose Dinge als bedrohlich empfunden, bestimmte Situationen und Orte vermieden oder macht sich ein Mensch ständig große Sorgen und leidet deshalb an Schlafstörungen, kann dies auf eine Angsterkrankung hinweisen. Betroffene ziehen sich immer weiter zurück und fühlen sich zum Teil stark eingeschränkt. Das kann so weit führen, dass Erkrankte nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilhaben, nicht arbeiten oder zur Schule gehen. Viele können einfache Erledigungen im Alltag nicht mehr selbständig erledigen.
Nicht immer ist den Betroffenen von Anfang an bewusst, dass sie an einer Angsterkrankung leiden, da die körperlichen Symptome so stark ausgeprägt sind. Dazu gehören unter anderem:
- Schwindel
- Hitze- oder Kälteempfinden
- Starkes Schwitzen
- Atemnot
- Benommenheit (die Welt wie durch einen Schleier wahrnehmen)
- Zittern
- Erstickungsgefühl
- Übelkeit
- Mundtrockenheit
- Durchfall
- Herzklopfen, Herzstolpern oder unregelmäßiger Herzschlag
- Das Gefühl, jeden Moment ohnmächtig zu werden
- Taubheitsgefühl oder Kribbeln in unterschiedlichen Körperteilen
Die körperlichen Empfindungen sind zum Teil so stark, dass sie von Betroffenen als lebensbedrohlich wahrgenommen werden. Viele fürchten während einer starken Angst- oder Panikattacke, tatsächlich jeden Moment zu sterben, was die Angst natürlich noch weiter verstärkt. Dass es sich dabei um keinen lebensgefährlichen Zustand, sondern eine Angstreaktion handelt, wird vielen erst nach einem Besuch in der Notaufnahme bewusst.
Wie kann Psychotherapie bei Ängsten, Panik und Phobien helfen?
Die Ursachen einer Angsterkrankung können vielfältig sein: einschneidende Erlebnisse wie Tod oder Trennung, belastende Ereignisse in der Kindheit oder auch eine Überlastung im Beruf. Nicht immer kann jedoch der eine konkrete Auslöser festgemacht werden. Eine Psychotherapie hilft in jedem Fall, die aktuelle Lebenssituation genauer zu betrachten, Belastungen zu reduzieren und innere Ressourcen zu aktivieren.
Eine unbehandelte Angsterkrankung kann sich mit der Zeit immer weiter verschlechtern und das Leben der Betroffenen so weit einschränken, dass sie das Haus nicht mehr allein verlassen können. Im Zuge der Psychotherapie lernt die Klientin oder der Klient durch bestimmte Techniken mit den körperlichen Auswirkungen der Angst besser umzugehen und auch in Angstsituationen wieder aktiv handlungsfähig zu werden. Stück für Stück erlangen die Betroffenen so die Kontrolle über ihre Angst zurück und bauen ein neues Selbstbewusstsein auf.
Je früher eine psychotherapeutische Behandlung bei Angst- und Panikstörungen sowie Phobien begonnen wird, umso höher sind die Chancen auf eine rasche Besserung der Symptome. Hat sich die Angst und die daraus resultierenden Vermeidungsstrategien schon stark manifestiert, kann die zusätzliche Einnahme angstlösender Medikamente sinnvoll sein. In meiner Praxis in Graz und Gleisdorf wende ich unterschiedliche psychotherapeutische Techniken wie die Hypnosepsychotherapie zur Behandlung von Angststörungen an.
Häufige Angsterkrankungen
Panikattacken
Bei einer Panikattacke wird der Betroffene von einer heftigen Angst überfallen, die schwere körperliche Symptome wie Herzrasen, Schwindel und Atemnot auslöst. Panikattacken dauern in der Regel nur wenige Minuten, können aber auch über mehrere Stunden anhalten. Wie häufig jemand eine Panikattacke erlebt und ob sie nur in bestimmten Situationen oder davon völlig unabhängig auftritt, hängt von der einzelnen Person ab. Frauen leiden doppelt so häufig an Panikattacken wie Männer, wobei die Betroffenen die ersten Symptome in der Regel zwischen 20 und 30 Jahren entwickeln.
Ein Großteil der Panikattacken ist mit der sogenannten Agoraphobie (Platzangst) verbunden, bei der die Betroffenen das Gefühl haben, nicht schnell genug aus einer einengenden Situation fliehen zu können. Das betrifft unter anderem Orte mit größeren Menschenansammlungen oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, Lifte und Flugzeuge. Für Menschen mit schweren Panikattacken ist es nicht nur unmöglich, sich in neue, unbekannte Situationen zu begeben, auch längst bekannte Orte können nicht mehr allein besucht werden. Sie ziehen sich vollkommen in ihrem Zuhause zurück und benötigen bei jedem Schritt im Alltag Unterstützung von ihrem Umfeld.
Generalisierte Angststörung
Sich Sorgen zu machen, ist bis zu einem gewissen Grad ganz normal. Dei Menschen mit einer generalisierten Angststörung nehmen diese Sorgen jedoch ein so großes Ausmaß an, dass sie sich auf kaum etwas anderes konzentrieren können. Sie leiden unter einem ständigen Gedankenkarussell, sind nervös, überreizt, haben Ein- und Durchschlafstörungen und erwarten jeden Moment eine Katastrophe. Betroffene leben in ständiger Angst und Sorge um ganz unterschiedliche Dinge: Zum Beispiel, dass sie schwer erkranken, ihren Arbeitsplatz verlieren oder ein geliebter Menschen einen Unfall hat.
Anders als bei einer Panikattacke, bei der Betroffene von einer Vielzahl starker Symptome gleichzeitig überrollt werden, treten die Symptome der generalisierten Angststörung eher verteilt auf. So kann es im Laufe eines Tages zu Zittern, Herzrasen, kalten Händen, Mundtrockenheit, Verspannungen und Rastlosigkeit kommen. Die Symptome können gleichzeitig, aber auch unabhängig voneinander auftreten.
Spezifische und soziale Phobien
Spezifische Phobien werden von bestimmten Gegenständen, Situationen oder Tieren hervorgerufen, die eigentlich alltäglich und harmlos sind. So kann zum Beispiel der bloße Gedanke an das Besteigen einer Leiter oder der Anblick einer Spinne bei Betroffenen großes Unbehagen oder sogar eine starke Panikreaktion auslösen. Auch die Angst vor Verletzungen, Blut oder Nadeln von Spritzen sind häufige Phobien, wobei Frauen weitaus häufiger darunter leiden als Männer.
Bei der sozialen Phobie leiden Betroffene unter einer extremen Schüchternheit, die die Interaktion mit anderen Menschen erschwert oder in bestimmten Situationen unmöglich macht. Mit fremden Menschen zu sprechen, ein Referat vor einer Gruppe zu präsentieren, eine Meinungsverschiedenheit auszutragen oder ein wichtiges Telefonat zu führen, löst ein starkes Angstgefühl aus. Begleitet wird dieses durch Erröten, Zittern, starkem Harndrang, einem Kloßgefühl im Hals oder dem Verlust der Stimme.
Angst und Trauma
Der Verlust eines nahestehenden Menschen, ein schwerer Unfall oder eine Erkrankung, sexueller Missbrauch, Vernachlässigung in der Kindheit und andere Erlebnisse, in denen man sich hilflos und ohnmächtig fühlte, können eine Traumafolgeerkrankung auslösen. Der dadurch verursachte permanente Stress im Körper führt zu einer ständigen Gereiztheit und Alarmbereitschaft. Betroffene fühlen sich, als stünden sie ständig unter Strom und kommen kaum zur Ruhe. Das fördert auch die Entwicklung von Angststörungen, wobei sich die Angst nicht nur auf Situationen beschränken muss, die dem traumatisierenden Ereignis ähneln. Eine Aufarbeitung des Traumas mit gezielten Techniken der Traumatherapie hilft in der Regel, auch die Ängste zu reduzieren.